Fuchs


Fragt man die Handeloher, dann heißt es, ja nicht Eduard, geh zum Fuchs. Man spürt langjährige Verbundenheit zur lokalen Institution. Die gewohnt gute Qualität und die Kroketten-Mastery erzeugen Treue. Lebhafte Erinnerungen vergangener Abenteuer, die alle ihren Ursprung im Fuchsbau gefunden haben, erzeugen Sehnsüchte nach neuen Abenteuern. Immer begleitet von diesem Dekor, das jedem David Lynch Film gut stehen würde.

Alle waren sie schon mal hier, Lindenberg, Gorbatschow, Camus, Maradona, DJ Ötzi. Markus Fuchs weiß einfach seine Gäste aller Couleur zu befriedigen.

Genuß

★★★★☆

Decor

★★★★★

Geselligkeit

★★☆☆☆

German Angst

★☆☆☆☆

Abenteurlust

★★★★★

Pflanzengesundheit

★★★☆☆

Kinder, wie Ihr alle wisst, lebt der Fuchs in einem Bau. Die, die achtlos daran vorbeigehen, werden nie wissen, wie schön der Bau des Fuchses ist. Niemand würde vermuten, wie geräumig der Bau des Fuchses ist. Der Fuchs hat nicht nur die Gans gestohlen, sondern auch original Interieur aus den Jahrzehnten, sei es der Original Jugendstil Wurlitzer (unbedingt danach fragen) oder die Eduard Hansen Deckenfluter von der Expo in Jaukkimäre 1957. Aber wir wollen uns nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten. Der Gast kommt nicht, weil der Fuchs ein veritables Design Museum ist, sondern weil der Fuchs eine Flinte hat, mit der er Kroketten abknallen kann!

Art Deco-Handeloh, aus der Linie Kolkwitz-Raabe, Wien

Kunst im Restaurant. Emil Heringbeiss, wahrscheinlich 1931: Skyline von New Amsterdam

Die Urne vom Paul und von 23 anderen Stammgästen als aktive Trauerarbeit

Sexy Geschirr von Bucher made in Germany. Wird auf ebay Kleinanzeigen für viel Geld vertickert.

Man bestellt eins, bekommt aber drei. Gestartet ist hat der Schmaus mit einem Rinder Consommé aka Hochzeitssuppe, die mit Gemüse-Einlage und einem Fleischkloß in Form eines Hasenköttels belegt war. Mats hat sie nüchtern und belanglos runtergeschlürft. Olivier hat sich über den Fettfilm gefreut, der ihn zurück in die 80er Jahre versetzt hat. Back to the Future.

Weiter ging es mit der Hauptspeise. Mats ließ sich ein Wildschein-Gulasch servieren. Olivier wurde ein Heidschnucken-Braten gereicht. Das Wildschweingulasch war fungifiziert, also mehr Pilz als Fleisch. Aber dennoch richtig lecker. Dem Braten hat man die lokale Note abgenommen. Geschmack, Optik und Konsistenz haben sich wunderbar in die Umgebung Handeloh eingefügt. Frisch abgeschossen mit einem Hauch von Vintage Proleten Küchen Dreck. Herrlich echt.

Dann folgt die Nummer drei. Was ist denn das? Panna Cotta? Stracciatella Creme? Keine Ahnung. Schnell gelöffelt würde jedes Kind zum Schluss kommen: "Alle Alle, mehr Papi!" Mehr gab es für uns nicht, dafür ein Kaffee. Wieder wach, um die Synapsen zu schärfen und zu realisieren: das war ein gelungenes Essen.

Wir sind dann mal weg, aufgesaugt von dieser sonderbaren leckeren Welt. Yes Baby!

Soup de Scoop, ein Schäufelchen von allem und ein Köttel Fleischklops.

Man beachte die Orangenschale, die eine Doppelspirale andeutet, wie das Watson-Crick Modell

Alle Ingrediezen werden möglichst lange getrennt voneinander gehalten. Ihre Lust auf Vereinigung ist unbändig.

Sieht aus wie ein Nachtisch, ist aber ein Vorläufer einer Substanz die Kacheln auf Weltraum-Shuttles zu halten vermag.

Das Kartoffel-Karussel